Objekt des Monats 10/2012: ASO4 - Allgemeine Sonderschule 4. Karlhofschule Linz

Mit der Sanierung gelang ein gesamtheitliches Architektur-, Raum-, Gebäude- & Materialkonzept vom Städtebau über Freiraumkonzept, Haustechnik bis hin zur Möblierung und damit die Gebäudefunktion zu verbessern.

Mit der Sanierung der Allgemeinen Sonderschule 4 in Linz gelang es grundstein ARCHITEKTUR ein gesamtheitliches Architektur-, Raum-, Gebäude- & Materialkonzept vom Städtebau über Freiraumkonzept, Haustechnik bis hin zur Möblierung umzusetzen und damit die Gebäudefunktion zu verbessern. Durch ein innovatives Materialkonzept konnte eine optimale Ökobilanz erzielt werden.
Die allgemeine Sonderschule 4, Karlhofschule, gebaut in den Jahren 1959/1960 war zu klein und funktional veraltet, denn mit der Einführung der Nachmittagsbetreuung hatten sich für die Schule neue Aufgabenbereiche und neue Raumbedürfnisse ergeben; Kinder sollten nicht den ganzen Tag in Klassen untergebracht werden, es brauchte Räumlichkeiten, die vom Klassenverband abgelöst sind und mehr auf den Aspekt der Freizeit ausgerichtet sind.

Neben den neuen Räumen für die Nachmittagsbetreuung wurde durch den Umbau Platz für Sprachtherapieräume, eine Schulbibliothek sowie Werkräume geschaffen. Ein Multifunktionsraum im Eingangsbereich bietet nun die Möglichkeit für Bewegung, Musik und Veranstaltungen. Im Dachgeschoss wurde ein Pausenraum sowie Funktionsräume in das Raumkonzept der Studie implementiert.

Basierend auf einer Studie wurde ein Umbau geplant, der sich, neben der thermischen Sanierung, räumlich-funktionalen Verbesserungen widmet. Von Entwurfsbeginn an waren günstige Materialien vorgesehen, um mögliche Einsparungen in die Schaffung von Raumqualität investieren zu können; der Raum soll seiner Funktion als „dritter Lehrer“ gerecht werden.

Neben der Aufstockung des Gebäudes um ein Geschoss wurden die bestehenden Geschosse neu strukturiert, das Erschließungskonzept überarbeitet, der Eingangsbereich von der Mitte des Gebäudes an das städtebaulich schlüssige Eck verlegt und neugestaltet, sowie zusätzliche Zugänge in die umliegenden Grünanlagen der Schule geschaffen. Die Anbindung an die benachbarte Volksschule, in der der von Sonder- und Volksschule gemeinsam genutzte Turnsaal untergebracht ist, wurde durch eine Verbindungsbrücke neu gelöst, um die im Bestand getrennten Freiräume zu verbinden.

Die Beheizung erfolgt vom bestehenden Schulkomplex der Karlhofschule über Fernwärme. Die Temperaturregelung der einzelnen mit Fußbodenheizung beheizten Räume erfolgt über ein Gebäudeleittechniksystem. Die mechanische Be- und Entlüftung für die einzelnen Räume im Gebäude wurde mit einer hocheffizienten Wärmerückgewinnung ausgestattet, sodass keine Nachheizung über die Heizungsanlage notwendig wurde und die Zulufteinbringung zugfrei erfolgen konnte. Die Lüftungsanlage kann raumweise, nach Bedarf, geregelt werden. Somit ist eine Minimierung der Betriebskosten bei bedarfsgerechtem Betrieb möglich. Eine Solaranlage, welche in die Fassade integriert ist, unterstützt die Warmwasserbereitung für das Gebäude (Bruttokollektorfläche 23,44 m²).

Im Sommer sorgt ein ausgeklügeltes Nachtlüftungskonzept für nächtliche Abkühlung an heißen Tagen. Statt die Lüftungsanlage auf Dauerbetrieb mit Strom zu betreiben sorgen eigens entwickelte Lüftungsflügel in den Klassen für eine Kühlung des Gebäudes während der Nachtstunden durch die Ausnutzung natürlicher physikalischer Phänome (Kamineffekt). Die einströmende Luft wird im Stiegenhaus über die Brandrauchentlüfter wieder abgeleitet. Die Fenster selber werden händisch geöffnet. Wetter-, Einbruch- und Absturzsicherung wird durch eine Lamellenkonstruktion gewährleistet, die nur von der Feuerwehr mittels eigenen Schlüssels geöffnet werden kann und damit auch Teil des Fluchtwegekonzeptes ist. Die für dieses Konzept notwendigen Speichermassen werden über den Altbestand einerseits und über die Holz-Beton-Verbunddecke andererseits abgedeckt.

Ökologisch Bauen vor dem Hintergrund eines engen Kostenkorsettes ist eine besondere Herausforderung für die Planung und bedeutet enormen Einsatz aller an der Planung Beteiligten, um eine intelligente Lösung für die jeweilige Anforderung zu finden. Das Weglassen von allen unnötigen Arbeitsvorgängen zieht sich als Konzept durch das Gebäude; so wurden Materialien nach ökologischen Gesichtspunkten ausgewählt und Verarbeitungsprozesse an der richtigen Stelle gestoppt. Die Träger des HBV-Deckensystems sind geölt, die Betonfläche unbehandelt auf Sicht, die Akustikdecke im Gangbereich ohne die handelsüblichen Anstrich versehen, die Fassadenplatten aus Weichfaserplatten hochdrucklaminiert (ohne farbige Deckschicht) und die Stahltüren aus rohem verzinkten Stahlblech etc.. Zusammengefügt sind diese Elemente unter dem übergeordneten Aspekt eines harmonischen Farbkonzeptes mit Identifikationscharakter Darüber hinaus wurden ökologisch zertifizierte Produkte im Außenwandbereich (Zellulosedämmstoff), bei den Innenwänden, im Dach sowie im erdberührten Fußboden verwendet.

Mehr zum Gebäude erfahren Sie auf www.klimaaktiv-gebaut.at

Veröffentlicht am 07.03.2014