Raus aus Gas: klimafittes Upgrade für Siedlung in Salzburg

klimaaktiv Sanierung einer Wohnanlage aus den 1980ern zeigt wie Ausstieg aus Fossilen und leistbares Wohnen vereinbar sind.

In die Jahre gekommene Bausubstanz, Gasthermen und ein Mobilitätskonzept, das hauptsächlich auf Autos ausgerichtet ist. Die Wohnanlage in der Friedrich-Inhauser-Straße im Salzburger Stadtteil Aigen stammt aus den 1980er-Jahren und war ein Musterbeispiel für den sanierungsfälligen Gebäudebestand in Österreich. Um den Pariser Klimazielen gerecht zu werden, entschied sich der gemeinnützige Bauträger Heimat Österreich für eine nachhaltige Sanierung nach dem klimaaktiv Standard für Siedlungen und Quartiere. Gleichzeitig galt es – im Sinne des geförderten Wohnbaus – kostenschonend zu planen und die sozialen Bedürfnisse der Bewohner:innen zu berücksichtigen.

Die Bestandsgebäude der Siedlung wurden saniert und erweitert. Durch Aufstockung wurden aus den ehemals 75 Wohnungen nunmehr 99 Wohneinheiten. Dafür wurden überwiegend nachwachsende Rohstoffe verwendet. Der Energieverbrauch der Gebäude konnte durch ein neuartiges Fassadendämmsystem aus Cellulose drastisch reduziert werden. Neben einer thermischen Sanierung mit innovativer Wärmeversorgung wurde auch das Mobilitätskonzept grundlegend modernisiert.

Am Freitag, den 20. Mai 2022 wurde das fertiggestellte Erfolgsprojekt unter Teilnahme von Gästen aus Politik, Forschung und Wirtschaft als „Klimaneutrale Siedlung“ ausgezeichnet. Neben den Salzburger Landesrät:innen Andrea Klambauer und Josef Schwaiger waren Henriette Spyra, Leiterin der Sektion III „Innovation und Technologie“ des Klimaschutzministeriums (BMK) und die Geschäftsführerin des Klima- und Energiefonds, Theresia Vogel vor Ort, um verschiedenste Auszeichnungen und Preise feierlich zu überreichen: ÖGUT Umweltpreis 2020, Sustainability Award 2021, klimaaktiv GOLD Gebäude und klimaaktiv SILBER Siedlung.

„Die Herausforderung, ein älteres Bestandsobjekt im Rahmen des geförderten Wohnbaus zu einer klimaoptimierten und leistbaren Wohnanlage zu sanieren, war sehr hoch. Mit innovativen Ideen – wie beispielsweise die Wärmerückgewinnung durch Abwasser – sowie der Unterstützung von klimaaktiv und dem Klima- und Energiefonds konnten wir zeigen, dass es auch für schwierige Aufgaben Lösungen gibt“, so Bauträger Dir. Stephan Gröger, Geschäftsführer der Heimat Österreich.

Gassaustieg unter wissenschaftlicher Begleitung umgesetzt

Ziel des Sanierungskonzepts war es, den CO₂-Ausstoß der Wohnungsanlage auf ein Minimum zu reduzieren. Statt mit Gas, werden die Wohnungen zu 100% aus erneuerbaren Energieträgern versorgt. Dabei kommen Photovoltaik, Wärmerückgewinnung aus Abwasser und Raumluft sowie Pufferspeicher zum Einsatz.

So wird beispielsweise das gesamte Abwasser in einem Becken gesammelt, um mittels Wärmpumpe die Wärmeenergie aus dem Wasser wieder für Raumwärme und Warmwasser zurückzugewinnen. Während das Warmwasser bisher ungenutzt in den Kanal geflossen ist, kann durch das neue ausgeklügelte System das komplette Gebäude mit Energie versorgt werden. Im mehrgeschossigen Wohnbau ist dieses Energiekonzept durch Wärmerückgewinnung aus Abwasser ein völlig neuer Ansatz.

Möglich machte dies eine umfassende Begleitforschung, die durch den Klima- und Energiefonds im Rahmen der „Smart Cities Initiative“ finanziert wurde. Klima- und Energiefonds Geschäftsführerin Theresia Vogel: „Rund ein Drittel seiner Endenergie braucht Österreich für das Heizen von Gebäuden und die Aufbereitung von Warmwasser. Diesen Wert müssen wir ganz rasch drastisch reduzieren. Projekte wie dieses zeigen, dass dies durch gut geplante Sanierung und den Willen aller – der Projektumsetzer:innen, aber auch der Mieter:innen – möglich ist.“

Planung und Qualitätssicherung dank klimaaktiv Standard

Eine wichtige Rolle spielten zudem die Qualitätssicherungs- und Planungsinstrumente von klimaaktiv, der Klimaschutzinitiative des BMK. Neben der Energieversorgung und der Baustoffe wird im klimaaktiv Standard für Siedlungen und Quartiere auch die Alltagsmobilität in die CO2-Bilanz miteinbezogen.

Sektionschefin Henriette Spyra, Klimaschutzministerium: „Österreich will bis 2040 klimaneutral werden. Um das zu erreichen, müssen wir alte Bestandsgebäude sanieren und klimafit machen. Das Projekt hier zeigt, dass mithilfe des klimaaktiv Siedlungsstandards eine Sanierung kostenoptimal und effizient geplant und umgesetzt werden kann. Wir sind davon überzeugt, dass hier in Salzburg Lösungen gezeigt werden, die Siedlungsentwicklung in Österreich zukünftig beeinflussen werden.“ Die Gebäude in der Siedlung entsprechen zudem dem klimaaktiv Gold-Standard und damit den höchsten ökologischen Qualitätsanforderungen.“

Mobilitätskonzept: Sharing statt Garage für alle

Eine Vorreiterrolle übernimmt das Projekt auch mit seinem im Bundesland bisher einzigartigen Mobilitätskonzept. Ziel war es, die Nutzung des privaten Pkws durch alternative Fortbewegungsmöglichkeiten zu reduzieren. Garagenplätze wurden reduziert und dafür für jede Wohnung mehrere Fahrradparkplätze eingeplant. Im sogenannten „Mobility Point“, einem ca. 25 m² großen Raum, werden unterschiedliche Sharing-Produkte kostengünstig zur Nutzung angeboten. Das Portfolio umfasst neben einem E-Auto, einem E-Lastenpedelec, E-Scootern und E-Bikes auch Fahrrad-Korbanhänger und Fahrrad-Kinderanhänger. Ladestationen für die E-Mobilitätsbausteine befinden sich direkt im oder vor dem Mobility Point.

Auch die stärkere Nutzung des Onlinehandels wurde im Mobilitätskonzept mitgedacht. Um unnötige Wege einzusparen, wurde ein Paketraum mit intelligent vernetztem Schließfachsystem eingerichtet. Dort können Pakete und andere Gegenstände sicher hinterlegt und rund um die Uhr abgeholt werden.

Umzug erforderlich: Betreuung der Bewohner:innen

Für die umfassende Sanierung mussten die Bewohner:innen für die Zeit der Baumaßnahmen umziehen. Besonders wichtig war daher die persönliche Betreuung der Bewohner:innen im Projektverlauf. Mithilfe anderer gemeinnütziger Bauvereinigungen und dem Wohnservice der Stadt Salzburg wurden Ersatzwohnungen gefunden, die Umzüge organisiert, sowie die Kosten übernommen. Die Bewohner:innen wurden durch einen eigens dafür abgestellten Mitarbeiter der Heimat Österreich und die Soziologin Rosemarie Fuchshofer betreut. Der Kontakt zu den Mieter:innen wurde so über die Dauer der Bauarbeiten gehalten und rund ein Drittel der ehemaligen Bewohner:innen ist nach Abschluss der Umbauten wieder in ihre Wohnung zurückgekehrt.

klimaaktiv Siedlungen und Quartiere klimaaktiv

Siedlungen und Quartiere bietet Informationen, Beratungen und Begleitungen zum Thema klimaneutrale und lebenswerte Siedlungen und Quartiere an. Grundlage bildet der klimaaktiv Standard für Siedlungen und Quartiere welcher Gemeinden, Projektentwickler und Bauträger bei der Planung, Errichtung und den Betrieb ebensolcher unterstützt. Wer nach diesen Qualitätskriterien plant und baut, leistet einen wesentlichen Beitrag zur Umsetzung des Ziels der Klimaneutralität bis 2040 und des nationalen Energie- und Klimaplans (NEKP) für Österreich. klimaaktiv.at/siedlungen

Über klimaaktiv

klimaaktiv ist die Klimaschutzinitiative des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie. Mit der Entwicklung und Bereitstellung von Qualitätsstandards, der Aus- und Weiterbildung von Profis, mit Beratung, Information und einem großen Partnernetzwerk ergänzt klimaaktiv die Klimaschutzförderungen und -vorschriften. Erfahren Sie mehr über die Ziele, Aktivitäten und Akteure: klimaaktiv.at

Rückfragehinweis

Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie

Florian Berger
Pressesprecher der Bundesministerin
+43 1 71162-658010
florian.berger@bmk.gv.at
bmk.gv.at

Pressedienst klimaaktiv, Lockl & Keck
Mag. Florian Hajek
+43 650 353 13 37
fh@lockl-keck.at

Veröffentlicht am 23.05.2022