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Neubau

Gästehaus für Studierende und Lehrende Karmelitergasse

Karmelitergasse 9-13, 6020 Innsbruck, Tirol - Fertigstellungsdeklaration - Objekt des Monats

klimaaktiv Gold

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Angesichts des hohen Anteils von Studierenden an der Gesamtbevölkerung ist das Thema des studentischen Wohnens für den Innsbrucker Wohnungsmarkt von großer Bedeutung. Aus diesem Grund erweitert die Innsbrucker Immobiliengesellschaft (IIG) ihr Portfolio im Bereich zwischen Karmelitergasse und Südbahnstraße um ein weiteres Projekt des leistbaren studentischen Wohnens. Unter dem Motto „passive houses for active students“ wurde dem Betreiber OeAD student housing ein architektonisches und ökologisches Highlight für den Hochschulstandort Innsbruck-Tirol übergeben.

Projektbeschreibung

Das Objekt wurde im Sinne einer innerstädtischen Nachverdichtung realisiert, wobei die effiziente Nutzung der begrenzten Grundfläche im Fokus stand. Das direkt am Innsbrucker Hauptbahnhof gelegene Gästehaus für Studierende und Lehrende ist infrastrukturell optimal eingebettet und bietet auf einer Nutzfläche von rund 4.860 m² Platz für 173 Studierende in insgesamt 159 Ein- bzw. Zweizimmereinheiten – im Vergleich zu zuvor acht Wohnungen für maximal 25 Bewohner:innen. Der rund 80 Meter lange, etwa zehn Meter breite und sieben Geschoße hohe Baukörper präsentiert sich zur Straße hin bewusst geschlossen. Horizontal wird das Gebäude klar durch die einzelnen Geschoße gegliedert, vertikal durch eine dichte hölzerne Verlattung strukturiert. Dahinter verbergen sich großzügige Erschließungszonen, die dank partieller Verglasungen nur schemenhaft sichtbar bleiben und zugleich Orte des Aufenthalts und der Begegnung sind. Die Ostseite des Baukörpers, der rund sechs Meter über das betonierte Erdgeschoß auskragt, ist nahezu vollständig geschlossen. Im Erdgeschoß hingegen spielt sich das „öffentliche Leben“ der Bewohner:innen ab – an der Bar, im Café mit Zugang zu einem teilweise begrünten Außenbereich, im Waschsalon, im hauseigenen Kino oder im Fitnessstudio. Mit einer Raumhöhe von großzügigen vier Metern vermittelt dieser Bereich Offenheit und Weite.

Planung und Konstruktion

Da das Baugrundstück kaum größer ist als der Gebäudefußabdruck, stellte das Projekt hohe Anforderungen an Planung, Projektentwicklung und Baustellenmanagement. Die Ausführung als Passivhaus, mit angestrebter Passivhauszertifizierung, gewährleistet eine besonders energieeffiziente und umweltfreundliche Bauweise. Das Gebäude wurde als Holz-Hybridbau konzipiert, bei dem Stahlbeton und Holz in einer wirtschaftlichen und ökologischen Kombination eingesetzt werden. Die Materialwahl im Innenraum setzt gezielt Kontraste: Die bewusste Darstellung von Beton in Sicht wird durch den markant schwarz-weiß gesprenkelten Terrazzoboden in Kontrast gestellt. Die Farbgebung im Innenraum wird durch grüne Wandflächen und dunkelrote Möbel erweitert und vermittelt hohe Aufenthaltsqualität.

Energie und Versorgung

Die Raumheizung erfolgt über eine Grundwasser-Wärmepumpe, während die Warmwasserbereitung durch eine separate Wasser/Wasser-Wärmepumpe sichergestellt wird, die das Temperaturniveau entsprechend anhebt. Gemäß den Anforderungen kommt eine zentrale Komfortlüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung zum Einsatz. Ergänzt wird das haustechnische Konzept durch eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von ca. 68 kWp.

Baustoffe und Komfort

Die Umsetzung einer Holzfassade war aufgrund brandschutztechnischer Anforderungen nur durch den Einsatz einer automatischen Fassadensprinkleranlage möglich. Diese unterstützt den Feuerwehreinsatz und ist an der Ost- und Südfassade installiert. Dadurch konnte auf eine zementgebundene feuerbeständige Schicht in den Außenwänden verzichtet werden – mit positiven Auswirkungen auf Nutzfläche und Ökologie. Die naturbelassene Fichtenfassade ist als Holzriegelkonstruktion mit Zellulosedämmung ausgeführt und in die Skelettbauweise eingehängt. Zur Vermeidung sommerlicher Überwärmung tragen außenliegende Sonnenschutzelemente bei. In den Allgemeinbereichen sorgen eine zentral gesteuerte Beschattung sowie ein intelligentes Konzept zur nächtlichen Auskühlung für eine hervorragende Sommertauglichkeit.

Leistbarkeit

Bei der Errichtung des Objekts stand stets die Leistbarkeit im Vordergrund. Die günstigsten Plätze werden für ca. 350 Euro inkl. Nebenkosten vermietet. Hinzu kommt lediglich eine Reinigungspauschale in den Wohneinheiten. Die Umsetzung erfolgte mit Mitteln der Tiroler Wohnbauförderung. 

Geschäftsführer Ing. Dr. Franz Danler zeigt sich zufrieden mit dem Ergebnis:

„Wir konnten leistbaren Wohnraum für Studierende realisieren, der höchsten ökologischen Ansprüchen gerecht wird – und das alles innerhalb der Vorgaben der Wohnbauförderung. Das Projekt beweist, dass klimaschonendes Bauen auch wirtschaftlich möglich ist.”

Allgemein

Mehrfamilienhaus, Fertigstellung 2025
klimaaktiv Deklaration: 2025
deklariert nach: Wohnbau 2020.3.1
klimaaktiv Punkte: 930 von 1000
 

 

Kategorieklimaaktiv Punkte
Standort100
Energie und Versorgung550
Baustoffe und Konstruktion130
Komfort und Gesundheit150

 

Beteiligte

BauherrIn / Bauträger: IIG
Architekt / Planung: ARGE Karmelitergasse ( Arch Betina Hanel & Arch Gerhard Manzl )
Bauphysik: Fiby
Haustechnik, HKL, E-Technik: klimatherm
Gebäudedeklaration: Innsbrucker Immobilien GmbH &CO KG
 

KriteriumWert
Konditionierte Brutto-Grundfläche (BGF)6511,9 m²
Nettonutzfläche4859,92 m²
Anzahl der Wohn-/Nutzungseinheiten159
Anzahl der Geschoße7
BauweiseMischbau
Heizsystem RaumheizungWärmepumpe
Heizsystem WarmwasserWärmepumpe
Einbau Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnungberücksichtigt

Energiedaten berechnet nach OIB Richtlinie 6 - 2011 oder älter

KriteriumWert
Heizwärmebedarf (HWB)17,2 kWh/m²a
Primärenergiebedarf (PEB)43,8 kWh/m²a
CO2-Emissionen6,1 kgCO₂ / m²a
Jahresertrag der PV-Anlage65269 kWhEnd/a
lc-Wert3,14 m
Bruttoraumhöhe3,15 m

KriteriumWert
Produktmanagement Stufe 1berücksichtigt
OI3 Index (BG3, BZF)397

KriteriumWert
Blower Door Test (n50-Wert)0,32 1/h
Summe VOC100 µg/m³
Formaldehyd0,019 mg/m³
Energiemonitoringberücksichtigt