Im Jahr 2023 wurde erstmals eine Analyse des sicheren Radwegenetzes für ganz Österreich erstellt. Ziel war es, einen methodischen Ansatz zu finden, der es ermöglicht, ein österreichweites Netz mit sicherer Radverkehrsinfrastruktur darstellen.
GIP als Datenbasis für Verkehrswege in Österreich
Als Datenbasis diente die Graphenintegrationsplattform (GIP). Die GIP bildet die Grundlage für elektronische Verwaltungsprozesse im Verkehr und dient als Basis für eine österreichweite intermodale Verkehrsinformationsplattform. Es werden alle Verkehrswege in ganz Österreich in der Plattform verzeichnet - für Autos, Fußgänger:innen oder Radfahrer:innen. In der GIP sind unter anderem alle Informationen darüber enthalten, wo und wie schnell ein Fahrzeug fahren darf oder welche Fahrtrichtungen, Abbiegemöglichkeiten, Fahrbahnbreiten oder Gebrauchsstreifen erlaubt sind.
Ausgangslage und Methode
Um das sichere Radverkehrsnetz richtig darstellen zu können, musste in einem ersten Schritt eine Definition dafür gefunden werden. Als sichere Radinfrastruktur wurden in der Folge baulich getrennte Radwege, gemischte Rad- & Fußwege, Fahrradstraßen, Radfahrstreifen, Mehrzweckstreifen, Radüberfahrten Schulstraßen, Begegnungszonen, Spielstraßen und Straßen mit einer maximalen Geschwindigkeit von 30 km/h, Radfahren in Fußgängerzonen sowie Fahrverbot ausgenommen Rad ≤50 km/h definiert. Das erstellte Netz stellt eine Momentaufnahme der im GIP abgebildeten sicheren Infrastruktur dar.
Ein zentrales Ergebnis war auch, dass die Datenlage in der GIP noch unvollständig ist. In den Gemeinden fehlen oftmals noch die Informationen über Radinfrastruktur. klimaaktiv mobil fördert aus diesem Grund die externe Erfassung von GIP-Daten als Planungskosten für z.B. Radverkehrsnetzprojekte.
Bike&Ride-Erreichbarkeitsklassen zeigen Entfernung zu Haltestellen auf
Es hat sich gezeigt, dass für eine verstärkte Nutzung des Fahrrades neben einer sicheren Infrastruktur auch die Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln entscheidend ist. Nur so kann das Fahrrad flächendeckend eine Alternative zum motorisierten Individualverkehr darstellen. Auf Basis der Daten des „Sicheren Radverkehrsnetzes“ wurden daher Bike&Ride-Erreichbarkeitsklassen gebildet, die die Erreichbarkeit von ÖV-Haltestellen kategorisieren. Je nachdem, ob die ÖV-Haltestellen innerhalb eines mit dem Fahrrad erreichbaren Radius liegen oder nicht, werden sie einer der Klassen A bis H zugeordnet.
In weiterer Folge wurde untersucht, wie viele Personen in die einzelnen Klassen fallen. Dazu wurde die Bevölkerung mit Hauptwohnsitz in Österreich herangezogen. Die Auswertung ergab, dass rund 40 Prozent (3,5 Mio. Personen) in eine der definierten Bike&Ride-Erreichbarkeitsklassen fallen. Das heißt, sie haben Zugang zum sicheren Radverkehrsnetz und erreichen mit dem Fahrrad eine ÖV-Haltestelle im Umkreis von 2,5 Kilometern bzw. mit dem E-Bike im Umkreis von 3,6 Kilometern. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass rund 60 Prozent keinen Zugang zu einem sicheren Radverkehrsnetz haben und/oder keine ÖV-Haltestelle in der Nähe erreichen bzw. in keine Erreichbarkeitsklasse fallen. Die untenstehende Tabelle zeigt die Erreichbarkeitsklassen in den jeweiligen Bundesländern in der Kategorie Rad (ohne E-Bike)
A | B | C | D | E | F | G | H | |
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Burgenland | 8.171 | 10.310 | 14.047 | 15.389 | 5.273 | 6.219 | 3.205 | 465 |
Kärnten | 46.918 | 25.315 | 28.794 | 23.751 | 11.125 | 5.755 | 6.260 | 2.277 |
Niederösterreich | 97.313 | 22.960 | 65.807 | 52.807 | 34.215 | 17.420 | 15.900 | 6.203 |
Oberösterreich | 90.052 | 17.168 | 6.309 | 10.577 | 11.761 | 6.082 | 6.513 | 1.543 |
Salzburg | 103.949 | 47.409 | 4.280 | 12.777 | 6.965 | 3.497 | 1.805 | 87 |
Steiermark | 190.496 | 63.250 | 35.389 | 11.861 | 15.241 | 8.239 | 5.930 | 4.282 |
Tirol | 64.918 | 25.909 | 27.014 | 11.313 | 17.596 | 12.029 | 7.015 | 2.018 |
Vorarlberg | 94.292 | 12.344 | 72.924 | 33.557 | 14.469 | 5.497 | 1.703 | 507 |
Wien | 1.786 204 | 125.117 | 42.257 | 2.138 | 1.570 | 124 | ||
GESAMT | 2.482.313 | 349.782 | 296.821 | 174.170 | 118.215 | 64.862 | 48.331 | 17.382 |
Die Bike&Ride-Erreichbarkeitsklassen geben Auskunft über den Stand des Ausbaus eines sicheren Radverkehrsnetzes sowie der Erreichbarkeit von ÖV-Haltestellen. Es ist geplant, die Erreichbarkeitsklassen künftig einmal jährlich zu erheben.
Ausblick
Mit Hilfe der erstellten Methodik zur Erhebung eines sicheren Radverkehrsnetzes und der ÖV-Erreichbarkeitsklassen kann nun eine laufende Evaluierung des Radwegenetzes in Österreich erfolgen und Investitionspotenziale identifiziert werden. Die Ergebnisse bieten neue Erkenntnisgewinne über den Zustand und die Vollständigkeit der Radinfrastruktur und die aktuelle Datenlage durch die GIP in Österreich.