Der vor kurzem vorgestellte Pan-European Master Plan for Cycling Promotion gibt 54 europäischen Ländern – darunter alle Staaten der Europäischen Union – Maßnahmen zur merklichen Erhöhung des Radverkehrs vor. Dazu gehört auch die Entwicklung nationaler Radverkehrsstrategien bis zum Jahr 2030. Dies nimmt die European Cyclists Federation (ECF) zum Anlass, in einem aktuellen Bericht die Ausgangslage der beteiligten Länder zu untersuchen. Grundsätzlich kann die Förderung und Weiterentwicklung des Radverkehrs auf vielfältige Weise geschehen. Jedoch zeigen Erfahrungen, dass Maßnahmen ihre Wirkung dann besonders gut entfalten können, wenn sie durch ein strategisches Gerüst, etwa durch Masterpläne oder vergleichbare Dokumente, gestützt und entwickelt werden. Österreich ist also in diesem Zusammenhang sehr gut aufgestellt.
Ergebnis der ECF-Studie: Großer Aufholbedarf im internationalen Kontext
47 der 54 am Pan-European Master Plan beteiligten Länder wurden hinsichtlich ihrer Radverkehrsstrategie untersucht. Nur bei 13 davon konnte ein aktuell gültiger Plan gefunden werden, darunter Österreich. Bei 10 weiteren Ländern wurde eine nicht mehr gültige Strategie ermittelt, in 5 Ländern werden gerade erstmals Strategien erstellt. 19 Länder konnten aber weder aktuell noch aus der Vergangenheit eine Radverkehrsstrategie vorweisen. Die Untersuchung zeigt also einen großen internationalen Aufholbedarf. Dies betrifft auch die österreichischen Nachbarländer, denn lediglich Deutschland hat eine aktuell gültige Strategie, Italien und Slowenien befassen sich aktuell erstmals mit der Ausarbeitung eines entsprechenden Dokuments.
Unterschiedliche Strategien, inspirierende Herangehensweisen
Der Bericht stellt darüber hinaus in einer übersichtlichen Tabelle einen Vergleich der vorhandenen nationalen Strategien dar. Diese werden dabei anhand der Inhalte, Vorhaben und Kennzahlen geprüft, etwa nach dem Zielwert des Radverkehrs im Modal Split, dem beabsichtigten Investitionsvolumens, oder ob Änderungen der jeweiligen gesetzlichen Grundlagen angestrebt werden. Die Tabelle zeigt den teils sehr unterschiedlichen Aufbau der Strategien und somit die Vielschichtigkeit des Themas Radverkehr. Es lohnt sich also, durch den Bericht zu blättern und den kompakt aufbereiteten „Blick über den Tellerrand“ zu wagen.