UK: Gangwechsel – eine kühne Vision fürs Radfahren und Gehen

Die Regierung Englands hat einen nationalen Plan für den Radverkehr und das Zu-Fuß-Gehen vorgelegt, der die „Messlatte hoch legt“. Gerade wenn es um die Gesundheit der Bevölkerung geht, soll Aktive Mobilität eine Schlüsselrolle spielen. Radfahren soll ein "universelles Rezept" sein, bei dem Radwege zu riesigen, kostenlosen und für jeden zugänglichen „24-Stunden-Fitnessstudios" werden. England soll somit zu einer Nation werden, in der das Radfahren und Zu-Fuß-Gehen Standard sind.

 

Die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass Radfahren und Gehen sinnvolle und praktikable Alternativen zum Autofahren sind. England will die drastischen Veränderungen nutzen, die die Pandemie ausgelöst hat, um Lebensstil und die Art und Weise wie sich die Menschen fortbewegen, zu transformieren. Dazu werden künftige Investitionen in den Rad- und Fußverkehr um das Sechsfache erhöht. Mit dem nationalen Plan für Radfahren und Gehen werden die zahlreichen Vorteile der Aktiven Mobilität hervorgehoben und zukunftsweisende Ziele gesteckt: "England will be a great walking and cycling nation" - England wird eine Radfahr- und Geh-Nation.

 

Um diese Vision zu erreichen, will England sichere, vernetzte und direkte Radverkehrsrouten in und zwischen Städten sicherstellen. Radrouten sollen klar erkennbar, intuitiv und fließend sein. Falls notwendig, soll hierzu öffentlicher Raum von Parkplätzen oder dem Autoverkehr zu Gunsten des Rad- und Fußverkehrs "umgewidmet" werden. Jene, die Radwege planen und gestalten, sollen diese Wege als Radfahrende praktisch testen und im besten Fall auch selbst Radfahren. Sämtliche (neue) Radrouten müssen baulich sowohl vom Fußverkehr, als auch vom Autoverkehr abgegrenzt sein. Ein Radfahrstreifen neben der Straße, der nur durch Markierungen am Boden erkenntlich gemacht wird, soll nicht gefördert werden. Auch werden Mischzonen ("shared spaces") nicht mehr gefördert - das Rad wird planungstechnisch als eigenständiges Vehikel wahrgenommen und behandelt. Radfahren gegen die Einbahn wird in Zukunft bei Straßen mit geringem Verkehrsaufkommen Standard, um den Radfahrenden ein durchgängiges Verkehrsnetz zu bieten. Dazu kommen neue und verbesserte Rad-Parkplätze, die Förderung von E-Transporträdern, eine Verbesserung der Mitnahme von Fahrrädern in Bus und Bahn, und flächendeckendes Radfahrtraining für jede Bevölkerungsgruppe. England will außerdem lokale Nachbarschaften nach holländischem Vorbild transformieren. Diese sollen in den Genuss von intensiver Förderung kommen, um Wege rad- und fußverkehrsfreundlich zu gestalten.

Durch den Ausbau von "Schulstraßen", zeitlich begrenzten Straßensperren für Autofahrende rund um die Schule und den Schulvorplatz, sollen Schulkinder geschützt und Eltern dazu motiviert werden, ihre Kinder auf aktivem Wege zur Schule zu bringen. So beginnt Aktive Mobilität schon beim Schulweg.

Ein Ziel ist, dass mindestens eine (mittelgroße) Stadt gänzlich "zero-emission" wird – also keine Emissionen erzeugt. Das soll erreicht werden durch ein umfassendes Radverkehrsnetz, E-Busse und dem Verbot von Benzin- und Diesel-Fahrzeugen im Stadtzentrum. Zulieferungen sollen bis zum Stadtrand, und dann mittels E-Logistik oder Transporträdern ins Stadtzentrum gebracht werden.

Mit diesen vielfältigen Maßnahmen und Förderangeboten plant England, Mobilität aktiv zu gestalten und die Ziele einer Radfahr- und Geh-Nation zu verwirklichen. Auch in Österreich gibt es zahlreiche Förderungen für den Rad- und Fußverkehr. Nähere Informationen über Fördermöglichkeiten finden sich unter umweltfoerderung.at.

Veröffentlicht am 03.09.2021