Der Thinktank Agora Verkehrswende, eine Initiative der Mercator Stiftung und der European Climate Foundation, hat die volkswirtschaftlichen Kosten im Verkehrssektor bis 2045 ausgehend von drei Szenarien berechnet:
- Das Referenzszenario bildet die aktuelle Klimaschutzpolitik ab und geht mit einem Verfehlen der Klimaziele einher.
- Im ersten Zielszenario ergreift die Politik unverzüglich weitere Maßnahmen, um die Klimaziele bis 2045 zu erreichen.
- Im zweiten Zielszenario ergreift die Politik erst 2030 weitere Maßnahmen, um die Klimaziele noch zu erreichen.
Grundlegende Frage der Untersuchung: Welche der beiden Zielszenarien verursacht die geringeren Kosten und ist volkswirtschaftlich sinnvoller?
Klimaziele bis 2045
Deutschland hat sich mit dem Klimaschutzgesetz dazu verpflichtet, die Emissionen von Treibhausgasen bis zum Jahr 2045 zu senken und CO2-neutral zu werden. Bis 2030 sollten demnach 65 Prozent und bis zum Jahr 2040 rund 88 Prozent der Treibhausgase im Vergleich zum Jahr 1990 gesenkt werden. Die aktuellen Maßnahmen reichen derzeit nicht aus, um die Ziele zu erreichen. Vor allem im Verkehrssektor ist man mit steigenden Emissionen konfrontiert: Während in anderen Sektoren die Emissionen gesunken sind, sind sie im Verkehrssektor merklich gestiegen. Der Anteil des Verkehrssektors an allen Treibhausgasemissionen ist dadurch auf rund 22 Prozent gestiegen. Die Studie legt daher einen besonderen Fokus auf die Verkehrswende.
Politisches Zögern führt zu Mehrkosten
Die Studie vergleicht die drei Szenarien und berechnet die volkswirtschaftlichen (Mehr-)Kosten der Mobilitätswende. Ein Ergebnis der Studie ist, dass bei raschem Handeln der Verkehrssektor bis 2045 klimaneutral werden kann und damit rund 590 Millionen Tonnen CO2 gegenüber dem Referenzszenario eingespart werden können. Mehrkosten sind im Szenario „Wende 2025“ nicht zu erwarten. Je später mit dem Umsteuern begonnen wird, desto drastischer sind die Maßnahmen und desto höher sind die Kosten. Wenn die Politik erst ab 2030 reagiert und erst danach weitere Maßnahmen im Verkehrssektor ergreift, drohen bis 2045 volkswirtschaftliche Mehrkosten von rund 500 Milliarden Euro gegenüber dem ersten Zielszenario.
Frühe Investitionen sind langfristig profitabel
Wer früh investiert, spart später ein. Das Szenario „Wende 2025“ ist zunächst mit hohen Investitionskosten verbunden, von Investitionen in den Schienenverkehr zur Verlagerung der Transportleistung bis hin zum Ausbau des Öffentlichen Verkehrs sowie des Rad- und Fußverkehrs. Hinzu kommt der flächendeckende Ausbau der Ladeinfrastruktur. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass sich die Investitionen in diesem Szenario bereits Anfang der 2030er Jahre rechnen und die Ausgaben gegenüber dem Referenzszenario sinken.
Unter Berücksichtigung der vermiedenen Klimaschadenskosten wird der Break-even-Punkt bereits 2040 erreicht: Ab diesem Zeitpunkt sind die Gesamtausgaben geringer als im Referenzszenario. Dabei sind weitere Umwelt- oder Gesundheitskosten noch nicht berücksichtigt. Diese könnten das Erreichen des Break-even noch beschleunigen.
Die richtigen Rahmenbedingungen und Planungssicherheit für die Bevölkerung und Unternehmen sind Voraussetzung für ein Gelingen.