In vier Impulsvorträgen wurden wichtige Faktoren für das Gelingen von zukunftsfähigen Mobilitätsmaßnahmen präsentiert, auf Ausstattungsmerkmale und Qualitätskriterien bei geteilten Mobilitätsangeboten eingegangen sowie Praxiserfahrung aus zwei Wohnprojekten und Förderungen des Bundes im Bereich aktive Mobilität vorgestellt.
30. November 2022, 8:30-10:00 Uhr, Webinar über ZOOM
Vortragsinhalte
Johanna Leutgöb und Constance Weiser von der Initiative GEMEINSAM Bauen & Wohnen haben zu Beginn den kürzlich veröffentlichten klimaaktiv mobil Leitfaden „Klimafreundlich mobil im Wohnbau" vorgestellt. Dabei wurden innovative Mobilitätsmaßnahmen in gemeinschaftlichen Wohnprojekten untersucht. Der darauf aufbauende Leitfaden richtet sich an Bauträger:innen, Planer:innen und Umsetzer:innen und liefert praxisorientierte Tipps und Maßnahmen wie Mobilität im Wohnbau nachhaltiger organisiert werden kann.
Die untersuchten Beispiele zeigen, dass auch abseits dicht besiedelter Gebiete eine geteilte und klimafreundliche Mobilität umsetzbar ist. Neben attraktiven Angeboten, die über die gesetzlichen Mindestanforderungen hinausgehen, begünstigt auch eine „gute" Nachbarschaft und das gegenseitige Vertrauen der Bewohner:innen den Erfolg solcher Projekte. Die Einbindung der Nutzer:innen beispielsweise in Form von gemeinschaftsfördernde Aktivitäten, Einzugsbegleitung oder Wohnkoordination sind wichtige Begleitmaßnahmen. Weiters wurden in der Präsentation unterschiedliche Sharing-Modelle sowie Buchungs- und Abrechnungssysteme vorgestellt und auf die Vor- und Nachteile dieser eingegangen.
Im Anschluss präsentierte Wolfgang Mairhofer (TRIO Development) das Konzept der HYGGE Wohnprojekte. Neben baulichen Aspekten wie beispielsweise viel Licht, Grün und naturnahen Materialien liegt hier der Schwerpunkt vor allem auf aktiver und nachhaltiger Mobilität. Eine zentrale Fragestellung dabei war: Wie kann die Fahrradnutzung praktisch, einfach und sicher im Wohnprojekt umgesetzt werden? Die überbreiten Laubengänge sowie der Lastenaufzug ermöglichen es mit dem (Transport-)Fahrrad bis zur eigenen Wohnungstür zu fahren. In Wels wurden für 26 Wohnungen insgesamt 92 Fahrradabstellplätze realisiert, wovon sich ein Teil direkt bei den Wohnungen befindet. Für die Bewohner:innen stehen darüber hinaus 2 E-Bikes, ein E-Transportfahrrad sowie eine Fahrradwerkstatt kostenfrei zur Verfügung. Gemeinsam mit einem Energiedienstleister wird auch ein E-Carsharing-Auto am Standort angeboten. Der dafür benötigte Strom wird aus der Photovoltaik-Anlage am Dach gewonnen.
Karin Reitshamer-Konnerth von der Heimat Österreich ging im darauffolgenden Vortrag auf die Erfahrung mit der Nutzung des Mobility Points aus Sicht der Objektverwaltung ein. Beim Projekt „Wir inHAUSer" handelt es sich um eine bestehende Wohnhausanlage im Salzburger Stadtteil Aigen. Im Zuge der Sanierung und Aufstockung wurde ein Mobilitätskonzept erstellt, welches einen reduzierten Stellplatzschlüssel für die Siedlung vorsieht. Als Ausgleich stehen den Bewohner:innen unterschiedliche Mobilitätsangebote (zum Beispiel E-Fahrrad, Transportfahrrad, Kinderanhänger) zur Verfügung. Auch ein E-Auto kann von Bewohner:innen wie auch Anrainer:innen der Siedlung angemietet werden. Aus dem Vortrag ging hervor, dass das Carsharing sehr gut genutzt wird. In den ersten Betriebsmonaten kam es aufgrund von Vandalismus jedoch zur Beschädigung einiger Fahrräder und Scooter. Für Fragen zur Nutzung des Mobility Points können sich Bewohner:innen an einen eigens dafür beauftragten Mieter wenden.
Die Vortragsreihe endete mit einem Beitrag von Franziska Trebut von der ÖGUT, die die kostenlosen Beratungsleistungen im Programm klimaaktiv mobil sowie die aktuellen Förderungen seitens des Bundes vorstellte. klimaaktiv mobil bietet bundesweite kostenlose Beratung sowohl zu Mobilitätskonzepten und Maßnahmenumsetzung als auch zu den entsprechenden Förderansuchen für die Bundesförderung an.
Zentrale Aussagen aus der Diskussion
- Es braucht klare Nutzungsbedingungen sowie Kommunikation und Einschulung über die Maßnahmen und Angebote damit Mobilitäts-Sharing funktioniert.
- Lebendige (gute) Nachbarschaften fördern sowohl formelle als auch informelle Sharing-Praktiken (beispielsweise Mitfahrgelegenheiten, Kinderbegleitdienste usw.)
- Das Projekt Hygge Wohnen hat gezeigt, dass ein ganzheitlicher Ansatz (beispielsweise Architektur, Freiraumgestaltung) auch Themen der aktiven Mobilität fördert.
- Neben attraktiven Mobilitätsangeboten, die über die rechtlichen Mindestanforderungen hinausgehen, ist auch die Einbeziehung zukünftiger Nutzer:innen wichtig für den Erfolg.