Die Themen Gehen und Fußverkehrspolitik sind in Österreich gut unterwegs, wie die Fachkonferenz für Fußgänger:innen von walk-space.at – Der Österreichische Verein für Fußgänger:innen zeigte. Die jährliche Konferenz ging im Oktober 2022 bereits zum 16. Mal über die Bühne. Das diesjährige Motto der Fachtagung „Gut zu Fuß in Stadt und Land – Fußgängerkonzepte, Bewusstseinswandel“ lenkte den Fokus auf die lokale Ebene und widmete sich zahlreichen Good-Practice-Beispiele in Österreichs Gemeinden, Städten und Regionen, die sich dem Gehen und der Verbesserung der Infrastruktur für Fußgehende auf lokaler Ebene widmen.
Bewusstseinswandel kommt langsam in die Gänge
Auch wenn es ein gesteigertes Bewußtsein für gute Fußverkehrsinfrastruktur und die damit verbundende Lebensqualität im Dorf und in der Stadt gibt, gibt es auch noch einiges an Verbesserungspotential zur Förderung des Zu-Fuß-Gehens in Österreich: Verkehrspolitik wie -planung – so stellte die teilnehmende Fachcommunity auf der Konfernz fest – wird auf lokaler Ebene noch häufig aus der Perspektive der Kfz-Lenkenden betrachtet. In der lokalen Verkehrspolitik und Ortsgestaltung ist das Thema in vielen Gemeinden und Regionen Österreichs „unsichtbar“. Die Konferenz holte genau zu diesem Zweck Projekte vor den Vorhang.
Walk-Shops machen Fußverkehrsförderung in Niederösterreich erlebbar
Bereits im Vorfeld der Konferenz wurden am 5. Oktober 2022 sogenannte Walk-Shops veranstaltet. Diese Fachrundgänge machen neue Wegenetze, Promenaden, Fußgänger- und Begegnungszonen oder auch Gemeindegassen erlebbar - und das zu Fuß. Mit dabei im Programm waren fachliche Spaziergänge zu Vorzeigeprojekten in den niederösterreichischen Gemeinden Mödling, Tulln, Perchtoldsdorf, Korneuburg, Krems, Tulln und St. Pölten.
Neuer Leitfaden "Gehen in Niederösterreich" präsentiert
Im Rahmen der Fachtagung wurde ergänzend zu den vielen Beispielen wurde "Gehen in Niederösterreich" – ein neuer Leitfaden für Gemeinden zur Förderung des Zufußgehens – vorgestellt. Dieser umfasst Förderungs- und Beratungsangebote, um mehr Platz und eine höhere Qualität im öffentlichen Raum fürs Gehen in den Gemeinden und Städten zu schaffen. Als Teil der Konferenz zeigten mehrere Walk-Shops am 7. Oktober begonnene und zukünftige Entwicklungen in der Gastgebergemeinde Korneuburg.
Vielfalt des Gehens in Österreich und international
Die Vorträge und Speed-Datings der Fußgänger:innen-Konferenz zeigten innovative Projekte aus allen Teilen Österreichs, die Ortkerne (wieder)beleben oder Schwerpunkte im Thema Kinder- und Jugendmobilität setzten. Als Good-Practice auf strategisch-politischer Ebene wurden beispielsweise Erfahrungen nach einem Jahr Masterplan Gehen der Stadt Salzburg präsentiert. Auch ein Zwischenstand zur „Fußgänger:innen-Strategie Steiermark“ wurde vorgestellt - ein Teaser für die kommende XVII. Fachkonferenz für Fußgänger:innen, die im Oktober 2023 in der Stadt Weiz stattfinden wird. Als Blick über den Tellerrand hinaus wurden auch inspirierende internationale Projekte gezeigt: Fußverkehrsförderung in Schweizer Kleinstädten und Gemeinden, das Fußwegleitsystem aus Innichen in Südtirol, Italien, oder auch Good-Practice aus Brüssel, Belgien, und Kyoto, Japan, waren mit dabei.
Präsentation des neuen Masterplan Gehen 2030
Einen Höhepunkt der Fachkonferenz stellte die Präsentation des neuen bundesweiten Masterplan Gehen 2030 und die damit verbundenen Förderprogramme zur Verbesserung von Infrastruktur fürs Zufußgehen in den österreichischen Gemeinden. Österreich aktualisiert damit den Masterplan Gehen aus dem Jahr 2015 und ist seither Vorbild in Europa – nur Norwegen, Schottland und Portugal haben bisher eine landesweite Strategie fürs Gehen erarbeitet.
Auszeichnung von Fußverkehrsprojekte in 10 Gemeinden und Städten
Erstmalig wurden in diesem Jahr im Rahmen der Österreichischen Fußgänger:innen-Konferenz Projekte ausgezeichnet, die im Bereich Infrastruktur im Fußverkehr Vorbildwirkung zeigen und sich unter den ersten Einreichenden der Förderschiene aus dem Jahr 2021 befanden. Alle Gemeinden bzw. Städte, die prämiert wurden, hatten zuvor einen lokalen Masterplan Gehen oder ein örtliches Fußverkehrskonzept erstellt und dazu Projekte umgesetzt. Unter den kleineren Gemeinden, Klein- bzw. Mittelstädten wurden Großarl (Salzburg), Althofen (Kärnten), Zeltweg (Steiermark) und Trofaich (Steiermark) ausgezeichnet. Stellvertretend für die Metropole Wien wurde die Magistratsabteilung 28 – Straßenverwaltung und Straßenbau und die Mobilitätsagentur Wien sowie die drei Bezirke Neubau (Wien 7), Josefstadt (Wien 8) und Ottakring (Wien 16) ausgezeichnet. Die Landeshauptstädte Klagenfurt (Kärnten) und Innsbruck (Tirol), sowie die Stadt Krems (Niederösterreich) sind weitere Städte, die Vorbildwirkung für Maßnahmen im Fußverkehr erzielen konnten. Eine Auszeichnung war eine Besonderheit: Das Unternehmen AMAG mit rund 2.150 Beschäftigten hat in der Gemeinde Ranshofen (Oberösterreich) eine Fuß- und Radüberführung errichtet, die sowohl den Mitarbeiter:innen des Betriebs hilft ihren Arbeitsweg klimafreundlich und bewegungsaktiv zu gestalten als auch für die lokale Bevölkerung eine neue, sichere Verbindung für Aktive Mobilität schafft und Erholungsgebiete erschließt.