Fußgänger:innen bewegen sich mit einem anderen Tempo im Verkehr und haben spezifische Bedürfnisse, die sich von denen von Radfahrer:innen und dem Kfz-Verkehr unterscheiden. Zu-Fuß-Gehen ist eine eigenständige Mobilitätsform und kann bereits durch einfache Maßnahmen gestärkt werden: Die Anpassung der Ampelschaltungen für den Fußverkehr oder die Bereitstellung ausreichender Querungsmöglichkeiten sind grundlegende Voraussetzungen dafür. Diese Veränderungen schaffen die Basis für eine Infrastruktur, die Zu-Fuß-Gehende gleichberechtigt und sicher im Verkehr integriert.
Breite Gehwege mit direkten Verbindungen
Wenn Gehwege breit genug sind, sicher sind und ohne große Umwege ans Ziel führen, werden sie auch genutzt. Durch eine Verbreiterung der Gehwege und einer optischen oder baulichen Abgrenzung der Gehwege von der Fahrbahn (insbesondere bei direktem Fahrbahnkontakt) können die Fußgänger:innen vor Sicherheitsrisiken geschützt werden. Insbesondere an Kreuzungen ist es sinnvoll, die Gehwege zu verbreitern, um den Fußverkehr beim Überqueren der Straße zu schützen. Man spricht dann von einer „Gehsteigvorziehung“. Bei großen Kreuzungen kann das Einziehen von Mittelinseln angedacht werden.
Wie ermittle ich die ideale Gehwegbreite? Die Richtlinien und Vorschriften (RVS) für den Straßenbau geben je nach Lage, angrenzenden Nutzungen und Verkehrsstärke eine bestimmte Breite vor. Fachleute finden hier weitere Informationen und können klimarelevante Richtlinien kostenlos herunterladen: RVS Fußgängerverkehr
Barrierefreie Wege für alle
Barrierefreie Wege sind essenziell für eine inklusive und zugängliche Infrastruktur, die allen Menschen gerecht wird. Sie sind nicht nur für Personen mit körperlichen Einschränkungen oder Behinderungen unerlässlich, sondern auch für ältere Menschen, Eltern mit Kinderwagen und Reisende mit Gepäck. Barrierefreiheit bedeutet, dass Gehwege, Übergänge und öffentliche Bereiche ohne Hindernisse für alle zugänglich sind.
Worauf ist zu achten?
Absenkungen an Bordsteinkanten erleichtern das Überqueren von Straßen für Wege mit dem Rollstuhl, Kinderwagen, Gehhilfen oder Reisegepäck
Hindernisse am Gehweg, wie beispielsweise Pflanzenkübel, Mülltonnen oder Straßenschilder, sind wo es geht zu vermeiden.
Rampen und ebene Flächen statt Treppen sind für alle zugänglich.
Akustische Signale an Ampeln unterstützen sehbehinderte Menschen bei der Überquerung von Straßen.
Taktile Leitsysteme werden von sehbehinderten Menschen zur sicheren Orientierung benutzt. Diese können durch akustische Leitsysteme ergänzt werden.
Klare Beschilderungen unterstützen bei der Orientierung und Information.
Erholungsorte und Sitzmöglichkeiten
Jede Person braucht Mal eine Pause. Fußgänger:innen benötigen einen Platz zum Erholen ebenso wie der Kfz-Verkehr mit Raststätten. Aktive Mobilitätsformen wie das Gehen und Radfahren sind dankbar, wenn regelmäßig Sitzmöglichkeiten und Ruheorte zur Verfügung stehen. Für Familien und ältere Personen sind Bänke und Sitzflächen in regelmäßigen Abständen unerlässlich. Vor allem verkehrsberuhigte Bereiche werden gerne aufgesucht, wie zum Beispiel ruhige Plätze, Fußgängerzonen oder Begegnungszonen. Denken Sie dabei auch an Trinkbrunnen und ausreichend Toiletten.
Schöne Wege für’s Auge
Zeit ist relativ. Das merkt man ganz besonders, wenn man zu Fuß unterwegs ist. Denn wie lange und wie weit wir gehen, hängt sehr stark mit unserem Geherlebnis zusammen. Visuelle Reize spielen hier eine große Rolle, denn ein begrünter Gehweg mit ansprechendem Bodenbelag und grafischen Elementen verkürzt den Weg in unserer Wahrnehmung. Wege, die uns dagegen durch grauen Beton führen, kommen uns übermäßig lange vor. Eine attraktive Gestaltung sollte daher unbedingt beachtet werden. Wichtig ist aber, Praktikabilität geht vor Design. Der Fußverkehr sucht sich immer den kürzesten Weg, das merkt man ganz besonders an sogenannten „Desire Paths“, zu Deutsch in etwa übersetzbar mit „Wunschwegen“.
Gut zu wissen: Die Bereitschaft, längere Wege zu Fuß zurückzulegen, steigt mit der Attraktivität des Fußweges. Bei hoher Akzeptanz gehen wir bis zu 70 Prozent weiter.
Grüne Beschattung gegen Hitze
Im Sommer, spätestens bei der ersten Hitzeperiode, suchen Menschen, die zu Fuß gehen, schattige Plätze auf, um sich abzukühlen. Gehwege in der prallen Sonne und vor allem Kreuzungsbereiche, an denen lange Rotphasen zu erwarten sind, werden gemieden. Eine der besten Kühlungsmaßnahmen sind Bäume - ein Gehweg mit einer Baumallee kann im Sommer mehrere Grad Unterschied ausmachen. Gleichzeitig sind begrünte Wege auch schöner anzusehen, also ein doppelter Gewinn.
Beleuchtung erhöht das Sicherheitsempfinden
Eine ausreichende Beleuchtung erhöht nicht nur die Sicherheit, sondern auch das Sicherheitsgefühl. Schlecht beleuchtete Wege und vor allem Unterführungen gelten als Angsträume und werden oft gemieden. Eine gute Beleuchtung wirkt dem entgegen. Sie verbessert auch die Erkennbarkeit von Stolperfallen und anderen Gefahren, wodurch das Unfallrisiko sinkt. Ein ansprechendes (buntes) Design kann ergänzend dazu die Angst vor unbekannten Räumen nehmen.
Ausstattung: Kinderspiele, Trinkbrunnen, Toiletten
Je nach Lage und Nutzergruppen sollte auf eine passende Ausstattung geachtet werden.
Wegbegleitendes Spiel: Kinder freuen sich, wenn entlang ihres Weges spielerische Gestaltungselemente zur Anwendung kommen. Das können Bodenbemalungen, Balancebalken, Wasserspiele und vieles mehr sein. Oftmals reichen attraktiv gestaltete Einfassungen, um einen Weg für Kinder zu einem Erlebnis zu machen.
Wasserspiele: Nicht nur Kinder freuen sich über Wasser(spiele). Wasser schafft Abkühlung und macht öffentliche Räume attraktiver. Wasser kann auf viele Arten integriert werden, als Brunnen, Wasserspiel oder Nebelduschen beispielsweise.
Trinkbrunnen: Stellen Sie Trinkbrunnen mit frischem Trinkwasser zur Verfügung. Ein kreatives Design kann die Nutzung fördern. Achten Sie darauf, auch Kindern und Menschen im Rollstuhl Zugang mit unterschiedlichen Höhen zu bieten.
Mülleimer: Stellen Sie leicht zugängliche Abfallbehälter zur Verfügung, um eine saubere und angenehme Fußgängerumgebung zu erhalten. Platzieren Sie Abfallbehälter in der Nähe von Ecken, Verkaufsstellen, Kreuzungen und Parkplätzen.
Förderungen für den Fußverkehr
klimaaktiv mobil fördert seit April 2021 nun auch fußverkehrsfördernde Investitionen. Im Fokus stehen bauliche Maßnahmen für die Mobilität zu Fuß, Maßnahmen für eine Raum- und Siedlungsentwicklung, die für Menschen zu Fuß gestaltet ist, Bewusstseinsbildung für die Vorteile des Fußverkehrs und Planungs- und Beratungsleistungen.