Welche klimafreundlichen Heizungen kommen als Nachfolgesysteme von wohnungsindividuellen Gasthermen überhaupt in Frage? Welche Kosten sind bei der „Zentralisierung“ einer Wärmeversorgung eines Gebäudes und der darin befindlichen Wohnungen zu erwarten? Und welche rechtlichen und organisatorischen Hürden gilt es zu meistern?
In einem von klimaaktiv Erneuerbare Wärme gestalteten Webinar wurden erste Umsetzungsbeispiele und zukunftsweisende Strategien präsentiert. Das Webinar gibt es jetzt als Video zum Nachschauen, die Präsentationen zum Download.
In dem Webinar „Raus mit Gasetagenheizungen“ präsentierte zunächst Ernst Bach, Direktor der SOZIALBAU AG, die diesbezüglichen Aktivitäten von Österreichs größtem gemeinnützigen Bauträger.
In nächster Zeit wird die Sozialbau AG ihre 5.000 Gas-Kombithermen-Wohnungen in rund 200 Objekten auf „Gemeinschaftsthermen“, die am Dachboden in einer neu zu errichtenden „Heizzentrale“ installiert werden, umstellen. Derart zentralisierte Gebäudeheizungen sollen im Weiteren auf Fernwärme- oder auf Wärmepumpen-Systeme umgestellt werden. Der SOZIALBAU-Verbund hat sich dieser Herausforderung frühzeitig gestellt. Bereits 2019 wurden die entsprechenden Beschlüsse in den Unternehmsgremien gefällt.
Der Betrieb der Gaskombithermen stellt neben dem hohen Gesundheitsrisiko (es kommt jährlich zu einigen Unfällen mit Kohlenmonoxid-Vergiftungen) auch ein erhebliches Sicherheitsrisiko (Gasunfälle) dar und verursacht nicht nur einen hohen Organisations- und Kostenaufwand (für Wartungen, Reparaturen, .…), sondern führt vor allem auch zu einer höheren Klimabelastung durch den CO2-Ausstoß.
Die wesentlichsten Herausforderungen bei der Umstellung in Wohnhäusern sind die Herstellung eines zentralen Heizraumes (vor allem die Standortfindung …. Dach? Keller? ….), die Einrichtung eines Wärmeverteilnetzes (vor allem eine smarte Leitungsführung), der Anschluss der einzelnen Wohnungen an das neu errichtete Wärmeverteilnetz, sowie den Kostenaufwand unter jenen des Individualbetriebs zu senken (bzw. eine Kostenneutralität sicherzustellen).
Insbesondere dem Wohnungsanschluss kommt hierbei eine zentrale Bedeutung zu. Gilt es doch bei diesen Arbeiten möglichst behutsam vozugehen und keine Schäden am Inventar, sowie den Decken und Wänden zu verursachen. Nur mit einem „sauberen Upgrade“ sind die Bewohnerinnen und Bewohner zum Anschluss an die zentrale – bestenfalls erneuerbare – Wärmeversorgung („Gemeinschaftstherme“) zu gewinnen.
Eine möglichst geschlossene Akzeptanz bzw. Teilnahme der Nutzerinnen und Nutzer ist für die rasche Zentralisierung das wichtigste Element. Allerdings winken den Bewohnerinnnen und Bewohnern eine Reihe von Vorteilen:
- Kostensenkung (rd. 5 bis 10%),
- Ausfallssicherheit,
- keine Notwendigkeit der Anwesenheit (bei Wartungen oder der Hauptkehrung durch den Rauchfangkehrer),
- erhöhte Sicherheit (keine CO-Vergiftungen, Gasunfälle ....),
- Beitrag zur Klimaneutralität.
Danach präsentierte Peter Holzer, Planer & Forscher, abgeleitet von der Untersuchung, acht konkrete Gebäude in Wien, plus Studien zu weiteren fünf fiktiven Gebäuden, mit welchen Heizsystemen Gasthermen-Gebäude zukünftig versorgt werden können. Neben einer Beschreibung der technischen Varianten, gab Holzer auch die damit verbundenen Kosten, die je nach gebäudespezifischen Erschwernissen schwanken können, an. Sein Resümee:
- Die Umrüstung von Gasheizungen ist technisch ohne Ausnahme möglich. Es gibt technische Erschwernisse, aber keine Unmöglichkeiten.
- Ernstzunehmende Hindernisse zeigen sich hingegen in wohnrechtlichen Rahmenbedingungen und damit verbunden in der Frage, ob es gelingt die Heizungsumstellung für alle Wohnungen gemeinsam vorzunehmen, was häufig Voraussetzung für eine wirtschaftliche Realisierung ist.
- Wünschenswert, nicht zuletzt aus wirtschaftlichen Gründen, ist daher ein politischer Beschluss zur langfristig terminisierten, ausnahmslosen Beendigung der Gasversorgung von Gebäuden zu Heizzwecken.
Bei Interesse können die Präsentationen selbstverständlich zur Verfügung gestellt werden. Anfragen unter office@gerhardmoritz.com!