Dazu setzt Shell auf Biomethan aus nachhaltigen Reststoffen, wie beispielsweise Gülle und Mist. Das Unternehmen sieht darin die Chance, „CO2-negative“ Treibstoffe auf den Markt zu bringen, da durch die Verwertung von Wirtschaftsdüngern in Biogasanlagen ungewollte Emissionen von stark klimawirksamem Methan vermieden werden, die ansonsten unbehandelt in die Atmosphäre entweichen würden. Stattdessen wird das entstehende Gas als Energieträger verwendet, die Herstellung von Biomethan als Kraftstoff geht dadurch mit negativer CO2-Intensität in die Treibhausgasbilanz ein. Durch die Verwendung dieser Reststoffe lässt sich somit viel CO2 einsparen. Die CO2-Intensität von Biomethan variiert je nach Ausgangsmaterial stark und beträgt zwischen -88 gCO2 pro MJ (Gramm CO2 pro Megajoule) und +50 gCO2 pro MJ. LNG aus fossilen Kraftstoffen hingegen hat eine CO2-Intensität von 74 gCO2 pro MJ. Bei Diesel sind es 95 gCO2 pro MJ.
Die in Godorf nach Fertigstellung der Anlage produzierten Mengen an LNG können den Jahresbedarf von rund 4000 bis 5000 Lkws decken. Wird reines Bio-LNG für die Betankung verwendet, lassen sich im Vergleich zu einem konventionellen Diesel-Lkw bis zu 1 Million Tonnen CO2 im Jahr einsparen, sofern das verwendete Biomethan aus Gülle hergestellt wurde. Bio-LNG birgt somit großes Potenzial zur Defossilisierung des Schwerlastverkehrs.
Derzeit betreibt Shell 26 LNG-Tankstellen. Bis Ende des Jahres 2022 will das Unternehmen das Stationsnetz auf rund 40 Stationen erweitern. So sollen Teilnehmer des Schwerlasttransportsektors die Möglichkeit haben, CO₂-neutralen Biokraftstoff zu tanken. Gülle und Mist sollen Shell zufolge von Landwirt:innen aus Nord-West-Europa kommen. Derzeit sind die Verträge noch nicht abgeschlossen. Die Biomethananlagen werden dezentral verteilt sein. Shell plant auch, eigene Biomethananlagen zu errichten.
Die Bio-LNG-Anlage im Rheinland soll in Zukunft über die normale Gasleitung gespeist werden, weil sich Biomethan so problemlos transportieren lasse. Dadurch sei es möglich, große Mengen zentral zu verarbeiten und zur Verfügung zu stellen. In Godorf wird das Gas auf -162 Grad Celsius gekühlt und so zu Bio-LNG verflüssigt. In speziellen Tanklastern wird es dann zu den LNG-Tankstellen in ganz Deutschland transportiert. Mit Fertigstellung der Bio-LNG-Anlage in Godorf soll es möglich sein, das gesamte Shell-LNG-Tankstellennetz ausschließlich mit CO2-neutralem LNG zu versorgen. Damit würde das Emissionsprofil des Kraftstoffs nochmals deutlich klimafreundlicher, so Shell.