„Generation Klimastreik? So erreichen wir mehr junge Menschen!“, das war der Titel einer Paneldiskussion bei der diesjährigen klimaaktiv Jahreskonferenz in Kooperation mit der Bundesjugendvertretung (bjv). Gemeinsam mit Vertreter:innen verschiedener Jugendorganisationen, Schüler:innen eines Wiener Gymnasiums und Menschen aus dem Publikum versuchten wir herauszufinden, wie wir mehr junge Menschen mit Klimathemen ansprechen können. Es ging darum, mögliche Barrieren herauszufinden, die Wünsche der Jugendlichen anzuerkennen und gemeinsam konkrete Lösungen zu erarbeiten.
Aus der Diskussion stachen vier zentrale Erkenntnisse hervor, die uns allen helfen können, junge Menschen besser in den Klimadiskurs einzubinden:
1. Jugendliche aktiv ansprechen
Von Seiten der Schüler:innen kam das klare Statement, dass es falsch sei, auf das Engagement der Jugendlichen zu warten. Vielmehr seien Verbände, Jugendorganisationen und vor allem die Politik gefordert, auf Jugendliche zuzugehen. Viele Jugendliche sind sich der Dringlichkeit der Klimakrise bewusst, wissen aber nicht, wie sie sich wirkungsvoll engagieren können. Das geht aus einer Umfrage hervor, die wir vor der Paneldiskussion unter Schüler:innen des Gymnasiums Geblergasse durchgeführt haben.
Viele Jugendliche haben auch mit Herausforderungen zu kämpfen, die in ihrem Alltag einfach akuter sind als die Klimaehitzung. Barbara Rieder von Streetwork Traisen & Pielachtal berichtete in der Podiumsdiskussion von ihrer Arbeit mit Jugendlichen, deren Alltag von ganz anderen Problemen geprägt ist. Diese Jugendlichen sollten nicht auch noch für die Klimakrise verantwortlich gemacht werden. Dennoch könne das Thema kommuniziert werden. So berichtete Barbara Rieder vom erfolgreichen Biodiversitätsprojekt „Wildes Pielachtal“, das auch Jugendliche an das Klimathema heranführte, die vorher wenig Berührungspunkte damit hatten.
Die Lehre daraus: Es liegt in der Verantwortung von Politik und (Jugend-)Organisationen, Jugendlichen Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen, ihr Engagement anzuerkennen und zu fördern.
2. Bewusstseinsbildung, die junge Menschen erreicht
In der Diskussion wurde auch deutlich, dass es nach wie vor an einer effektiven Bewusstseinsbildung für die Herausforderungen der Klimakrise mangelt. Zu oft bleibt der Diskurs in der städtischen und akademischen Blase stecken, was auch an der Auswahl der Themen liegt. Die Klimakrise betrifft uns alle, aber nicht alle gleich. Klimaschutz auf dem Land bedeutet etwas anderes als Klimaschutz in der Stadt. Die Lebensrealität von Jugendlichen ist eine andere als die von Erwachsenen. Es lohnt sich daher, nicht nur über Lastenräder und Wärmepumpen zu sprechen, sondern Anknüpfungspunkte an die Interessen der Jugendlichen zu suchen.
So betonte Markus Buchebner von der Landjugend, dass gerade Jugendliche vom Land einen besonders engen Bezug zur Klimakrise haben. Denn wer in der Landwirtschaft aufwächst, erlebt unmittelbar, welche Auswirkungen Hitzewellen und Extremwetterereignisse beispielsweise auf die Ernte haben. Dennoch wird dieser Bezug bisher kaum genutzt, um über die Klimakrise zu informieren.
Hier stehen auch Schulen und andere Bildungseinrichtungen in der Verantwortung, Anknüpfungspunkte an die Lebensrealität junger Menschen zu finden. Das Klima beeinflusst nahezu alle Bereiche unseres Lebens. Überlegen wir, welche davon für unsere Zielgruppe wirklich relevant sind.
3. Mehr Mitsprachemöglichkeiten anbieten
Unsere Diskussion hat aber auch gezeigt, dass das Wissen über die Klimakrise nicht das eigentliche Problem ist. Viele Jugendliche sind gut über die Klimakrise informiert, wollen sich einbringen, sehen aber wenig Möglichkeiten, tatsächlich etwas zu verändern.
Daher wünschten sich die Schüler:innen vor Ort mehr Mitsprachemöglichkeiten und Räume für politische Diskussionen. Auch Ronja Kok von den Pfadfinder:innen, bekräftigte die Forderung vieler Jugendlicher nach mehr politischer Beteiligung.
Hier seien vor allem Gemeinden und Städte gefordert. Beteiligungsformate, die auch jungen Menschen offenstehen, können das Vertrauen in die Demokratie stärken und motivieren, sich aktiv für den Klimaschutz einzusetzen. Wie das auf breiter Ebene aussehen kann, hat der Jugendklimarat auch in diesem Jahr wieder gezeigt.
4. Soziale Medien nicht den Klimaleugner:innen überlassen
Das Thema Social Media wurde besonders intensiv diskutiert. Insbesondere der Umgang mit der bei Jugendlichen sehr beliebten Plattform TikTok wurde kontrovers diskutiert. Einig war man sich jedoch in der Sorge um die zunehmende Desinformation in den sozialen Medien. Gerade beim Thema Klima werden von politischen Akteuren gezielt Fehlinformationen gestreut, die von jungen Menschen nicht unbedingt als solche erkannt werden.
Sofia Scherer von Fridays for Future erzählte uns in diesem Kontext von der Kampagne #reclaimtiktok, mit der Klimaaktivist:innen versuchen, die Plattform wieder mit Fakten zu fluten. Denn eines ist klar: Wer Jugendliche erreichen will, muss dort sein, wo die Jugendlichen sind. Es wäre fatal, Plattformen wie TikTok den Klimaleugner:innen zu überlassen.
Wie Klimakommunikation auf TikTok gelingen kann, haben wir uns hier angeschaut.