Vélo et marche: Frankreich veröffentlicht neuen Mobilitätsplan für den Rad- und Fußverkehr

Mit dem Plan vélo et marche 2023-2027 hat sich Frankreich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Jedem Franzosen und jeder Französin den Zugang zu sauberer Mobilität ermöglichen. Das Fahrrad soll dabei eine zentrale Rolle spielen.

Frankreich hatte zusammen mit vierzehn weiteren europäischen Ländern, unter anderem Österreich, die europäische Radverkehrsdeklaration unterzeichnet. Seit dem Jahr 2019 sind 17.000 Kilometer Radwege entstanden und die Nutzung der Fahrradinfrastruktur ist um ein Drittel gestiegen. Der Weg zur klimafreundlichen Mobilität soll mit dem neuen Plan vélo et marche 2023 bis 2027 beschleunigt werden. Rund 1,5 Milliarden Euro fließt allein in den Ausbau der Radinfrastruktur.

Ziele des Plans veló et marche

Für die Legislaturperiode 2023 bis 2027 wurden zahlreiche Maßnahmen festgelegt, um das Fahrradfahren in den Alltag der Franzosen und Französinnen besser zu integrieren.

Drei Hauptziele wurden definiert:

  1. Das Fahrrad für alle von Kindesbeinen an und ein Leben lang zugänglich machen
  2. Fahrradfahren und Zu-Fuß-Gehen als attraktive Alternative zum motorisierten Individualverkehr etablieren. Für längere Strecken wird eine Kombination mit öffentlichen Verkehrsmitteln ermöglicht.
  3. Das Fahrrad als wirtschaftlichen Hebel fördern

Der Zugang zum Fahrradfahren wird erleichtert

Das Fahrrad soll von Kindesbeinen an ein alltägliches, leicht zugängliches Verkehrsmittel werden und bis ins hohe Alter ein ständiger Begleiter sein. Zu diesem Zweck sieht das französische Dokument Maßnahmen vor, um Kinder im Schulalter für das Fahrradfahren zu begeistern und Erwachsene bei der Nutzung des Fahrrads im Arbeitsalltag zu unterstützen.

Das bereits existierende Programm "Savoir rouler à vélo", zu deutsch etwa „Wissen, wie man Fahrrad fährt“, soll ausgeweitet werden. Kinder im Alter zwischen sechs und elf Jahren erlernen damit, sicher Fahrrad zu fahren und sich verantwortungsbewusst im Straßenverkehr zu verhalten. Ziel ist die Vermittlung einer „Fahrradkultur“, um Kinder langfristig zum Radfahren zu motivieren und Gesundheit und Umwelt zu schützen.

Auch die Nutzung des Fahrrads für den Weg zur Arbeit wird gefördert: Öffentliche wie auch private Arbeitgeber werden bei Maßnahmen zur Förderung der Fahrradmobilität ihrer Mitarbeiter:innen durch entsprechende Fahrradabstellanlagen, Mobilitätslösungen und Fahrradservices unterstützt. Steuervergünstigungen für Unternehmen bei der Umsetzung von Maßnahmen sollen einen besonderen Anreiz bieten.

Aktive Mobilität als attraktive Alternative zum motorisierten Individualverkehr

Dem Thema Sicherheit wird im Plan veló et marche besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Denn nur wer sich auf den Straßen sicher fühlt, fährt auch mit dem Fahrrad. Eine gute Radinfrastruktur ist dafür der Schlüssel, daher hat der Ausbau der Infrastruktur im französischen Mobilitätsplan ganz klare Priorität. Bis 2027 sollen landesweit rund 80.000 Kilometer sichere Radwege entstehen, bis 2030 100.000 Kilometer, was einer Verdoppelung des Radwegenetzes entspricht.

Um die Sicherheit der Fahrradfahrer:innen weiter zu erhöhen, soll parallel zum Ausbau die Straßenverkehrsordnung angepasst und die Stellung des Fahrrads aufgewertet werden. Durch Sensibilisierungsmaßnahmen soll zudem das Bewusstsein für den Radverkehr geschärft werden. Fahrradfahrer:innen werden beispielsweise zum Tragen von Helmen und gut sichtbaren Warnwesten animiert, gleichzeitig wird es eine Kommunikationsstrategie geben, die auf das Fahrverhalten der Autofahrer:innen abzielt.

Das Fahrrad als wirtschaftlicher Hebel

Im Tourismusbereich hat sich Frankreich besonders ambitionierte Ziele gesteckt: Bis 2030 will das Land die Nummer eins unter den Fahrraddestinationen werden. Derzeit laufen Gespräche mit den Akteuren der Branche, um ein Strategiepapier zu erarbeiten.

Neben dem Tourismus soll auch die Fahrradproduktion wieder gestärkt werden. Im Jahr 2022 wurden 854.000 Fahrräder in französischen Fabriken hergestellt. Ziel ist es, bis 2027 die Marke von 1,4 Millionen zu überschreiten. Dazu soll noch 2023 ein Projektaufruf erfolgen, um Innovationen zu fördern und die Produktion von Fahrradkomponenten sowie die Fahrradmontage zurück ins Land zu holen.

Rückenwind für die Mobilitätswende durch die Olympischen und Paralympischen Spiele 2024

Die Olympischen und Paralympischen Spiele 2024 werden der Mobilitätswende in Frankreich zusätzlichen Schwung verleihen. Denn die Olympiade und die Paralympics sollen die ersten fahrradfreundlichen Spiele der Geschichte werden. Pariser Sportstätten werden alle mit dem Fahrrad erreichbar sein und auch nach der Veranstaltung benutzbar sein. Dazu wird die Anzahl der Leihfahrräder erweitert, um auch Tourist:innen und jenen, die kein Fahrrad besitzen, den Zugang zu ermöglichen.

Veröffentlicht am 10.07.2023