Projekt Growbike: Wachstumsstrategien für den Radverkehr

Radfahren tut gut – dem Menschen, der Umwelt und der Wirtschaft. Mit „Pop-Up“-Radwegen haben Städte rasche Maßnahmen gesetzt, um das Radfahren für die Bevölkerung angenehmer und sicherer zu gestalten. Doch temporäre Initiativen reichen nicht aus. Wie können Städte ihr Radwegenetz effektiv und effizient ausbauen? Das Projekt „Growbike“ mit begleitender Web-Applikation inspiriert.

Radfahren ist eine nachhaltige und aktive Alternative zum Autofahren. Es wirkt sich nicht nur positiv auf die Gesundheit aus, sondern auch auf die Wirtschaft. In der Praxis ringt der Ausbau der Radverkehrsinfrastruktur jedoch damit, dass an alten Gewohnheiten festgehalten wird. Es dauert oft Jahrzehnte, bis diese „Auto-Kultur“ in eine neue, nachhaltige und aktive Kultur des Radfahrens mit der notwendigen Infrastruktur transformiert wird. Doch nun läuft uns die Zeit davon – die Klimakrise verlangt rasches Handeln.

Die meisten Städte verfügen nicht über die notwendige, sichere Radverkehrsinfrastruktur. Die Entwicklung der städtischen Verkehrsinfrastruktur ist seit dem 20. Jahrhundert auf der ganzen Welt stark auf den Autoverkehr ausgerichtet. Bestehende Radwege sind oftmals fragmentiert – hunderte Abschnitte, die nicht oder kaum miteinander vernetzt sind.

Wachstumsstrategien für den Radverkehr simulieren

Wie kann man bestehende Infrastruktur optimal für den Radverkehr „nachrüsten“?Das Projekt „Growbike“ geht dieser Frage nach. Ziel der Studie und der verknüpften Web-Applikation ist es, global und systematisch zu untersuchen, wie man mit relativ wenig verfügbarem Datenmaterial den Ausbau der Radverkehrsinfrastruktur in Städten optimieren kann. Mithilfe des bestehenden Straßennetzwerks und einem willkürlichen Set an „Points of Interests“ (POIs) werden verschiedene Wachstumsstrategien für den Radverkehrsausbau modelliert.

Die unterschiedlichen Wachstumsstrategien von „Growbike“ optimieren verschiedene Qualitätskriterien wie Länge, Abdeckung, Reichweite etc. Die Strategie „Betweenness“, die schrittweise die kürzesten Wege ausbaut, ermöglicht eine schnelle Abdeckung, aber eine mittelgute Vernetzung und eine niedrige Effizienz. „Closeness“, eine Strategie, in der vom zentralsten Verknüpfungspunkt in der Stadtmitte ausgegangen wird und von dem aus man das Netzwerk schrittweise expandiert, sorgt für eine optimale Vernetzung und Effizienz, aber eine langsame Abdeckung. Ein wahlloser, stückweiser Ausbau, wie er häufig in der Realität zu finden ist, gelingt zwar schnell, aber alle anderen Parameter schneiden schlechter ab – das entstehende Radverkehrsnetzwerk ist ineffizient.

Radnetzqualität wichtiger als Radweglänge

Die Erkenntnisse der Studie zeigen, dass es nicht auf die Länge des Radwegenetzwerks ankommt, sondern darauf, wie es ausgebaut wird. Investitionen in ein Netzwerk, das nicht funktioniert, können schnell als unzureichend angesehen werden. „Growbike“ zeigt, wie es besser geht: Es liefert zwar keine konkreten Empfehlungen für spezifische Städte, kann aber eine Vision von einem verknüpften, effizienten Radwegenetzwerk aufzeigen, an dem sich die Verantwortlichen orientieren können.

Veröffentlicht am 27.10.2021