Anergienetz Geblergasse

In Wien sind Gasheizungen, vor allem Gasetagenheizungen, die meistverbreitete Heizungsart. Für ihren Ersatz braucht es eine Vielzahl an innovativen Lösungen. Das Pilotprojekt „Smart Block Geblergasse“ demonstriert, dass eine dezentrale CO2-freie Energieversorgung auch in der für Wien typischen gründerzeitlichen Stadt umsetzbar ist.

Projekt-Kurzbeschreibung

In einem vorwiegend aus Wohnhäusern bestehenden Häuserblock, welcher nicht an das Fernwärmenetz angeschlossen ist und hauptsächlich mit Erdgas beheizt wurde, wird schrittweise ein Anergienetz aufgebaut. Zwei benachbarte Gebäude bilden dabei die Startzelle und wurden gemeinsam umfassend saniert. Die neu implementierte Energieversorgung erfolgt über ein System von Erdwärmesonden, Wärmepumpen und hybriden Solar- und Photovoltaikanlagen.

Energietechnik

Das Anergienetz der Geblergasse besteht aus Solarkollektoren und den Erdwärmesonden, welche als Wärmequellen dienen. Die Sonden speichern zudem Wärme und Kälte im Erdreich, welche von den angeschlossenen Gebäuden mit den Wärmepumpen konsumiert werden. Diese Anlagenteile werden durch ein Leitungssystem aus Kunststoffrohren miteinander verbunden, in denen ein Wasserträgermedium mit Temperaturen zwischen 5 und 18 °C zirkuliert.

Durch die gebäudeübergreifende Energieversorgung können die notwendigen Eigenschaften – wie für Solarpaneele passende Dachflächen oder ein für Erdsonden geeigneter Innenhof – auf die unterschiedlichen Grundstücke aufgeteilt werden. Die durch Solaranlagen auf den Dächern umgewandelte Strahlungsenergie der Sonne wird im Sommer durch die in den Innenhöfen versenkten Sonden tief im Erdreich eingelagert. Im Winter wird die gespeicherte Wärme mithilfe einer Wärmepumpe mit einer Arbeitszahl von 6 bis 7 zum Heizen und ganzjährig für die Warmwasserbereitung verwendet. Der Rückfluss aus dem Erdreich wird im Sommer zur Kühlung der Wohnungen über die Fußbodenheizungen genutzt. Wenn besonders viel Sonnen- oder Windstrom zur Verfügung steht, schalten sich die Wärmepumpen ein und laden mithilfe des Wassers im Anergienetz die Fußbodenheizungen der Wohnungen auf.

Für die effiziente Nutzung dieser Art der Wärmeversorgung mit ihren niedrigen Vorlauftemperaturen ist eine thermische Sanierung der Gebäudehülle erforderlich. Des Weiteren müssen die Wärmeabgabesysteme an das neue Energiesystem angepasst werden. Dazu werden flächige Niedertemperatur-Abgabesysteme wie eine Fußboden- bzw. Wandheizung oder Deckenpaneele verwendet.

Zur Erzeugung der Sonden wird ein bis zu 100 Meter tiefes Loch von 15 Zentimeter Durchmesser gebohrt. Ein Problem bei den Bohrungen des Geothermiefelds stellte die Nicht-Erreichbarkeit der Hofflächen für schwere Bohrmaschinen dar. Um die 18 Bohrungen in der Geblergasse durchführen zu können, mussten die Maschinen einen Hof über eine nur 1,60 Meter breite und 2,80 Meter hohe Einfahrt erreichen. Das machte den Einsatz von zusammenklappbaren Mini-Bohrgeräten erforderlich.

Energie und Versorgung

Heizwärmebedarf am Standortklima (HWBSK)

Bestand: 35,97 kWh/(m².a)
Zubau: 27,41 kWh/(m².a)

Anzahl Erd-Tiefensonden

18

Sondentiefe

ca. 100 m

Energieaufbringung für Heizung, Kühlung und Warmwasser (ohne Hilfsstrom)

durch Hybridkollektoren, Solarmatten und durch das Geothermiefeld

Versorgung: Warmwasser (WW)

Wohnung: dezentrale WW-Speicher mit Wärmetauscher und aufschaltbarer E-Patrone, Wärmezufuhr aus Anergienetz

Heizeintrag aus dem Rückfluss des Erdreichs

generell ~20 Watt/m² über Fußbodenheizung, zusätzlich zuschaltbar ~40 Watt/m² über Trockenbau-Deckenpaneele in Teilbereichen des Dachgeschoßes

Energieaufbringung für Strom

Photovoltaik-Anteil aus Hybridkollektoren + Netzstrom aus Windkraftverträgen

Veröffentlicht am 29.03.2022