Objekt des Monats 11/2023: Wohnhausanlage Fennerstraße

Bei der Generalsanierung eines Wohnblocks der Alpenländischen Gemeinnützigen Wohnbau GmbH in der Fennerstraße in Innsbruck wurden erstmals Mini-Wärmepumpen als effiziente, dezentrale Lösung für Wohnungen eingesetzt. Mit 838 Punkten erreicht das Sanierungsprojekt den klimaaktiv SILBER Standard.

Innovative Sanierung eines Wohnblocks samt effizienter Loop-Wärmepumpenlösung

Im Sommer 2022 startete in der Fennerstraße in Innsbruck eine umfassende Sanierung eines Wohnblocks der Alpenländischen Gemeinnützigen Wohnbau GmbH. Insgesamt wurden 48 Wohneinheiten in vier Treppenhäusern durch Sanierungsmaßnahmen energetisch aufgewertet. Dabei standen die nachhaltige und effiziente Nutzung von Energie in den Gebäuden im Fokus, sowohl zur Kostenreduzierung als auch zur Erreichung der Klimaziele.  

In den 48 Wohnungen, in welchen bislang zum größten Teil einzelne Thermen und Öfen in den Wohneinheiten in Betrieb waren, wurde im Zuge der thermischen Sanierung auf eine Wärmepumpen-Boiler-Kombi für Warmwasser und Heizung gewechselt. „Dafür leitet eine „zentrale“ Wärmepumpe am Dach die gewonnene Energie mit nur 20°C Celsius Vorlauftemperatur in einem Kreislaufsystem, installiert im Stiegenhausauge, zu den Wohnungen. So müssen die dezentralen Wärmepumpen, die in jeder Wohnung installiert sind, die Wärme nur noch um wenige Grade steigern“, erklärt Gebäudetechniker Ing. Wolfgang Schösser, der die Planung des optimalen Heizungsschemas und die Installation des neuen Heizsystems vornahm.

Im Vergleich: Würde man im Gebäude der Fennerstraße auf die Zufuhr von Fernwärme über den Keller zurückgreifen, läge die Vorlauftemperatur bei 80°C und es würde zu hohen Zirkulationsverlusten kommen. Das spart nicht nur CO2, sondern hält künftig auch die Betriebskosten niedrig und macht deren Abrechnung besonders einfach. Auch die kompakte Bauweise und die Flexibilität des Systems war bei dem Sanierungsprojekt ein wichtiges Entscheidungskriterium, da Sanierungen im bewohnten Zustand auch schrittweise umsetzbar sein müssen. Diese Lösung bietet die Möglichkeit auch Wohnung für Wohnung nachzurüsten.

„Unser Ziel war es eine Wärmepumpenlösung für mehrgeschossige Altbauten mit Gasthermen oder Einzelöfen zu finden, eine Lösung die sich in unserem Gebäudebestand immer wieder umsetzen lässt. Und das Projekt Fennerstraße beweist, es ist machbar, effizient und nachhaltig.", so die Alpenländische Gemeinnützige Wohnbau GmbH

Neue Technologie für neue Ansprüche

Davon, dass Altbausanierungen, angesichts angestrebter Klimaziele, neuer Wärmegesetze und der geforderten Taxonomiekonformität, künftig außerhalb von Fernwärme- und Energienetzgebieten umgesetzt werden müssen, ist auch Rainer Krißmer vom Energieberatungsunternehmen EN-CON (Energy Consultants GmbH) überzeugt, welcher die nachhaltige Strategie beim Projekt Fennerstraße mitentwickelte: „Unsere Aufgabe beim Sanierungsprojekt der Alpenländischen war es, auf erneuerbare Energien umzurüsten. Unser Ziel war es, eine Lösung zu finden, mit der wir die Verteilungsverluste extrem minimieren können. Nachdem wir im Neubau schon lange auf semi-zentrale, kaskadierte Wärmepumpensysteme setzen, wollten wir dieses System auch in der Sanierung testen.“

Bei den Berechnungen und Analysen für das angestrebte Gebäudelevel der sanierten Fennerstraße orientierte sich EN-CON einerseits am Ist-Soll-Abgleich des Energieausweises und andererseits an aktuellen Dekarbonisierungspfaden zur Erreichung globaler 1,5°C-Grad-Emissionsziele. Mit einem tatsächlichen Ergebnis von 1,3°C nach der Sanierung, konnte dieses Ziel sogar übererfüllt werden. Ein Erfolg, der veranschaulicht, dass sich ein höheres Investment in die Haustechnik wirklich lohnt, zumal der Wert ohne Sanierung bei 6,9° gelegen hätte. Um Aussagen zur Effizienz und Skalierbarkeit dieser Lösung treffen zu können, findet ein detailliertes Monitoring der relevanten Temperatur und Energieverbrauchsdaten statt.

Nach Abschluss des Monitorings über zwei bis drei Heizperioden ist die Eigenversorgung mittels einer PV-Anlage der nächste logische Schritt. Hier könnten die Wärmepumpen im Dachbereich und die Allgemeinstrombezüge abgedeckt werden, fallweise auch die Kleinstwärmepumpen in den Wohnungen über den Haushaltsstrom. Auch hier kann das bereits vorhandene Monitoring die Verbräuche erfassen und mit den vorhandenen Daten vergleichen.

Projektbeteiligte

  • Bauherrschaft: Alpenländische Gemeinnützige WohnbauGmbH
  • Architektur: Alpenländische Gemeinnützige WohnbauGmbH
  • Bauphysik: Energy Consultants GmbH
  • Haustechnik/ Elektrotechnik: IB Schösser und Energy Consultants GmbH
  • Zertifizierung: Energy Consultants
Veröffentlicht am 02.11.2023